100.000 Menschen bei Anti-AfD-Demonstration in Düsseldorf

Veranstalter und Polizei loben die große Resonanz bei den Bürgern und auch den friedlichen Verlauf der Großveranstaltung am Samstag

von Andreas Rehnolt
100.000 Menschen bei Anti-AfD-Demonstration in Düsseldorf

Veranstalter und Polizei loben die große Resonanz bei den Bürgern und auch
den friedlichen Verlauf der Großveranstaltung am Samstag

Düsseldorf - Insgesamt 100.000 Menschen haben am Samstag an der Anti-AfD-Demonstration in Düsseldorf teilgenommen. Diese Zahl wurde noch im Verlauf der Abschlußkundgebung auf den Oberkasseler Rheinwiesen von den Veranstaltern und der Polizei genannt. „Wir sind hier, weil wir gegen die AfD und für den Rechtsstaat und die Demokratie in Deutschland Flagge zeigen wollen“, so einer der Organisatoren zum Auftakt der Demonstration vor dem DGB-Haus in der Friedrich-Ebert-Straße. Schon um 13.00 Uhr war klar, daß deutlich mehr als die erwarteten 30.000 Teilnehmer in die NRW-Landeshauptstadt gekommen waren.

Während die ersten Demonstranten bereits gegen 13.45 Uhr nach einem Zug durch die City die Rheinwiesen erreicht hatten, strömten zigtausende Teilnehmer mit Transparenten und Fahnen immer noch aus dem Hauptbahnhof, vom Worringer Platz und aus zahlreichen Seitenstraßen zum Ort des Abmarsches. Die Großdemonstration - eine von insgesamt etwa 30 am Samstag in Nordrhein-Westfalen - stand unter dem Motto „Gegen die AfD. Wir schweigen nicht! Wir schauen nicht weg! Wir handeln“. Aufgerufen zu der Großdemo hatten die Initiative Düsseldorf stellt sich quer, der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Düsseldorfer Appell.

„Ich kann es nicht fassen, daß wir so viele sind. In Deutschland beginnt etwas Neues“, rief der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf und Sprecher des Düsseldorfer Appells, Heinrich Fucks den Demonstranten begeistert zu. Wenn das, was die AfD plant, in Deutschland Realität werde, „dann kommen wir alle vor, auch diejenigen, die die Demokratie stärken wollen und jene, die für Menschenrechte und den Rechtsstaat eintreten“, warnte Fucks mit dem Hinweis auf das Geheimtreffen der AfD mit Rechtextremen im November letzen Jahres in Potsdam, wo die Deportation von Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund diskutiert worden war.

„Mit diesem Treffen hat sich die AfD selbst aufs Abschiebegleis gesetzt“, schmunzelte ein Demonstrationsteilnehmer am Samstag. Fucks rief vom Podium den Teilnehmern der Demonstration zu: „Wir wissen jetzt, wie ernst es ist. Wir setzen uns weiter für unsere Demokratie ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Haß und treten der AfD entgegen“, so der Theologe. Auf Transparenten der Demonstrationsteilnehmer, die bei strahlendem Sonnenschein durch die Düsseldorfer Innenstadt zogen, hieß es unter anderem: „Die Duldung der AfD ist abgelaufen!“, „AfD - ein Fliegenschiss!“, „Aufgepasst. Es ist 5 vor 1933“, „EkelhAfD“ oder auch: „Laßt uns 2023 zum Jahr der Niederlage für die AfD machen“.

Unter den Teilnehmern waren auch viele Menschen mit Migrationshintergrund, viele junge Familien mit Kindern und auch viele Ältere. Aber auch Gewerkschafter, Mitglieder der verschiedenen demokratischen Parteien und Angehörige der verschiedenen Religionen in der Stadt. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel sagte: „Wir lassen uns als freiheitliche, offene Gesellschaft nicht unsere Werte rauben.“ Weiter erklärte der Präses: Wir stehen für alle Menschen, die Hilfe brauchen. Egal wer sie sind, wie sie aussehen und woher sie stammen.“

Mona Neubauer, Wirtschaftsministerin von NRW und stellvertretende Ministerpräsidentin (Grüne), sagte als Rednerin, sie sei „überwältigt“ von der Zahl der Demonstranten. „Düsseldorf steht auf gegen Rechtsradikalismus“, erklärte die Grünen-Politikerin. Sie verwies auch auf die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer. Die habe einmal gesagt, es habe auch „damals so angefangen, daß Nazis in Parlamente gewählt wurden...“

Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sagte bei der Abschlußkundgebung in Richtung Minderheiten und Schwache in der Gesellschaft: „Wir stehen an Eurer Seite.“ Die NRW-Landesvorsitzende des DGB, Anja Weber meinte auf der Kundgebung: „Worte wie Remigration und Deportation haben im deutschen Sprachgebrauch nichts zu suchen.“ Verschiedene Redner nahmen auch Bezug zum Jahrestag der Befreiung des nationalsozialistischen Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 - vor 79 Jahren also. (Andreas Rehnolt)